Frauen ab fünfzig Jahren wird empfohlen, sich regelmässig auf Brustkrebs testen zu lassen. Denn das Risiko einer Erkrankung ist gross: Jede Achte ist betroffen. Für Frauen ist es die tödlichste Krebsart.
Wird der Brustkrebs erkannt, bevor er gross ist und streut, lässt er sich einfacher behandeln. Darum führen unterdessen viele Kantone Programme der Brustkrebs-Früherkennung. Doch diese stehen nun vor dem Aus, wie die Krebsliga zusammen mit den Radiologen und den Brustspezialisten warnen. Der neue Ärztetarif Tardoc, der ab Januar gilt, gefährde die Programme «existenziell».
Konkret sinken die Tarife um fast 60 Prozent, wie die Verbände angeben. Für die Radiologen sei es dann nicht mehr attraktiv, an den Programmen teilzunehmen. Doch auch die Patientinnen könnten das Interesse verlieren.
Die Screening-Programme, bei denen die Brust regelmässig geröntgt wird, sind auch darum erfolgreich, weil die Krankenkassen den vollen Betrag zahlen. Fallen die Programme weg, können sich die Untersuchung nicht mehr alle leisten. Das wird als Rückschritt für die Frauengesundheit gewertet.
Denn die Programme zeitigten in Basel, Bern, Solothurn und der Ostschweiz bereits Erfolge. Seit St. Gallen die Screenings 2010 eingeführt hat, können die Tumore mehrheitlich im Frühstadium gefunden werden. Dank dieser Früherkennung kann einer Frau vieles erspart bleiben, der Krebs muss weniger aggressiv behandelt werden. Das bedeutet: weniger Brustamputationen und weniger Chemotherapien.
Laut Brustkrebsexperten rechtfertigt der Erfolg der Früherkennung auch die Kosten: So konnte eine Studie in Kantonen ohne Screening eine «unverhältnismässig hohe Anzahl von grossen Tumoren mit Lymphknotenmetastasen» nachweisen. Regelmässige Screenings senken darum die Behandlungskosten und erhöhen die Überlebenschance.
Doch durch die Früherkennung entstehen gewisse Nachteile. Die Mammographie-Screenings produzieren auch falsch-positive und falsch-negative Diagnosen. Das heisst: Eine Patientin erhält eine Brustkrebs-Diagnose, obwohl sie keinen Krebs hat. Oder der Krebs wird nicht erkannt.
Der Konsens ist aber breit, dass die Vorteile ganz klar überwiegen. Darum will die Krebsliga eine Lösung finden, damit die Screenings für alle Frauen zugänglich und finanzierbar bleiben.
Nicht nur bei den Krebs-Screenings befürchten die Experten einen Rückschritt für die Frauengesundheit. Aktuell wird im Gynäkologenverband auch über den Sinn der gynäkologischen Jahreskontrolle diskutiert.
Während früher praktisch alle Frauenärztinnen ihren Patientinnen eine jährliche Kontrolle empfahlen und diese von den Krankenkassen aus Kulanz auch bezahlt wurde, ist die Praxis heute oftmals eine andere. Viele Krankenkassen sind strenger geworden und finanzieren nur noch die vorgeschriebenen Kontrollen alle drei Jahre. Regelmässigere Frauenarzt-Besuche müssen Patientinnen deshalb jetzt selbst bezahlen.
Eines der wichtigsten Argumente für jährliche Kontrollen war der Pap-Test zur Früherkennung des HP-Virus, der jeweils beim jährlichen Termin vom Gynäkologen durchgeführt wurde. Die humanen Papillomviren (HPV) können Genitalwarzen oder auch Krebs verursachen. Nun will der Basler Pharmakonzern Roche einen Test auf den Markt bringen, der einfach selbst durchführbar sein könnte – und damit eines der wichtigsten Argumente für die jährliche Jahreskontrolle aussticht.
Besonders in Praxen arbeitende Gynäkologen befürchten nun, dass die Jahreskontrolle ganz weggespart werden könnte. Die Zürcher Sektion der Schweizer Gynäkologen forderte kürzlich am Frauenarzt-Kongress in Basel, dass der Verband seinen Antrag zur Kostenvergütung neuer Tests zurückzieht – mit Verweis darauf, dass dadurch die fachärztliche Beratung wegfallen könnte.
Wenn Frauen nämlich in Zukunft nur noch die Selbsttests verwendeten, statt wie bisher eine Ganzkörperuntersuchung und Beratung in Anspruch zu nehmen, sei das für die weibliche Gesundheit verheerend. Eine Jahreskontrolle könne nicht mit einem einfachen HPV-Test ersetzt werden.
Diese Argumentation verfing am Kongress in Basel allerdings nicht: Eine Mehrheit stellte sich auf den Standpunkt, dass der medizinische Fortschritt durch die Einführung neuer Tests Vorrang habe, statt am wichtigen Argument für jährliche Kontrollbesuche festzuhalten. Der Ball liegt damit beim Bundesamt für Gesundheit, das über die Einführung und Vergütung neuer Tests entscheiden muss.
Was diesbezüglich das sinnvollste Vorgehen ist, wird auch international heftig diskutiert. Viele Länder setzen auf Mammographie-Screenings zur Früherkennung und haben zusätzlich die HPV-Selbsttests bereits zugelassen – dies auf Kosten der Jahresuntersuchungen, die in der Schweiz bei Patientinnen noch immer beliebt sind.
Britinnen, Niederländerinnen oder Australierinnen gehen demgegenüber nicht mehr regelmässig zum Frauenarzt, sondern nur noch bei Beschwerden, wenn Selbsttests auffällig sind oder sie zu einem Mammographie-Screening vorgeladen werden.
Säntliche medizinische Vorsorge sollte vollständig und ausserhalb der Franchise vergütet werden. Das würde unter dem Strich Milliarden sparen.
Aber Politiker und Unternehmer (auch in der Gesundheitsbranche) denken halt nur bis zum nächsten Quartal.
All die Krankheiten die nacher richtig teuer bekämpft werden müssen: das gibt richtig Cash für die Ärzte. Kurbelt die Wirtschaft an und so.
Ähnlich dumme Idee wie das Weglassen von Vorsorgeuntersuchungen, oder?